Die Farm by Grisham. John

Die Farm by Grisham. John

Autor:Grisham. John
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-06-11T14:54:36+00:00


* * *

Es war spät am Nachmittag, als Jimmy Dale endlich von Aufbruch sprach. Uns war es recht, wenn sie sich verabschiedeten, denn meine größte Sorge war es gewesen, dass sie womöglich zum Abendessen bleiben würden. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, am Tisch zu sitzen und zu essen, wenn Stacy unser Essen und unsere Gewohnheiten kommentierte. Bislang hatte sie alles in unserem Leben mit Verachtung überzogen, warum sollte sie beim Abendessen Nachsicht üben?

Wir schlenderten zum Buick, die ausführliche Verabschiedung dauerte wie gewöhnlich ewig.

Wie üblich hatte es niemand je eilig, wenn es an der Zeit war aufzubrechen. Zuerst verkündete jemand, dass es spät sei, was mehrmals wiederholt wurde, dann machte jemand während der ersten Welle von Abschiedsgrüßen den ersten Schritt Richtung Fahrzeug. Hände wurden geschüttelt, Umarmungen und Versprechen ausgetauscht. Irgendwann stand die ganze Gruppe um das Fahrzeug, und da fiel jemandem noch schnell eine Geschichte ein. Es folgten weitere Umarmungen und das Versprechen, bald wiederzukommen. Nach erheblichen Mühen saßen die Gäste endlich sicher in ihrem Wagen, woraufhin die Gastgeber noch einmal die Köpfe hineinsteckten und sich erneut verabschiedeten. Vielleicht erzählte jemand noch rasch eine Geschichte. Nach ein paar Protesten sprang der Motor an, das Fahrzeug setzte sich langsam in Bewegung, und alle winkten.

Sobald das Haus dann außer Sichtweite war, sagte einer der Beifahrer stets: »Warum hatten wir es plötzlich so eilig?« Und vor dem Haus sagte einer, der noch immer winkte: »Warum hatten sie es plötzlich so eilig?«

Als wir jetzt zum Buick gingen, flüsterte Stacy Jimmy Dale etwas zu. Er wandte sich anschließend an meine Mutter und sagte leise: »Sie muss auf die Toilette.«

Meine Mutter schien besorgt. Wir hatten kein Bad und keine Toilette. Wir erledigten unsere Notdurft in einem Außenklo, ein kleines hölzernes Kabuff über einem tiefen Loch hinter dem Geräteschuppen, auf halber Strecke zwischen hinterer Veranda und Scheune.

»Komm mit«, sagte meine Mutter zu ihr, und sie kehrten um.

Jimmy Dale fiel plötzlich noch eine Geschichte ein über einen Jungen aus unserer Gegend, der in Flint wegen Trunkenheit vor einer Bar verhaftet worden war. Ich schlich mich davon, ging durchs Haus und lief über die hintere Veranda zu einer Stelle zwischen den beiden Hühnerställen, wo ich sehen konnte, wie meine Mutter Stacy zu unserem Häuschen führte.

Stacy blieb stehen, blickte darauf und schien widerwillig. Aber sie hatte keine Wahl. Meine Mutter ließ sie allein und kehrte zu den anderen zurück.

Ich zögerte keinen Augenblick. Kaum war meine Mutter außer Sichtweite, klopfte ich an die Tür des Klos. Ich hörte einen leisen Schrei, dann sagte sie verzweifelt: »Wer ist da?«

»Miss Stacy, ich bin's, Luke.«

»Ich bin hier drin!«, sagte sie. Ihre schnellen, sonst klar verständlichen Worte wurden von der drückenden Feuchtigkeit dieses Orts gedämpft. Im Inneren war es dunkel, nur durch die Ritzen zwischen den Brettern fiel ein bisschen Licht hinein.

»Komm jetzt bloß nicht raus!«, sagte ich mit so viel Panik in der Stimme, wie ich aufbringen konnte.

»Was?«

»Hier ist eine große schwarze Schlange!«

»O Gott!«, keuchte sie. Sie wäre wieder ohnmächtig geworden, hätte sie nicht schon gesessen.

»Du musst dich ganz ruhig verhalten!«, sagte ich.



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